Regenbogenschutzweg und Regenbogenbank in Floridsdorf
Wahlkampf am Jedleseer Kirtag
Letztes Jahr war ein bewegtes Jahr. Politisch hat mich persönlich der Wahlkampf natürlich am meisten auf Trab gehalten. Immerhin bin ich als Koordinator im Bezirk auch unmittelbar für die Planung und Umsetzung aller Aktionen und Events in Floridsdorf verantwortlich. Dabei lernt man auch wirklich eine ganze Menge:
- Man kommt mit so vielen Menschen ins Gespräch
- Man lernt die entferntesten Ecken Floridsdorfs kennen
- Man kriegt mit welche Wahlkampf-Goodies gut ankommen, und welche eher verhalten angenommen werden
Im Wahlkampf waren, neben den in begrenzter Stückzahl vorhandenen Mannerschnitten, vor allem unsere Fair-Trade-Sackerl mit lustigen Sprüchen aber auch unsere Regenbogenfahnen sehr beliebt.
Das Highlight war eindeutig der Jedleseer Kirtag! Auf dem Bild ist unser fleißiger Aktivist Ivo beim Verteilen der beliebten Regenbogenfahnen zu sehen. Ja, es war die einzige große Veranstaltung im Bezirk — und sie konnte trotz Corona stattfinden. Natürlich mit Maske und viel Sicherheitskonzepten, aber die Stimmung war gut, und es war ein wenig so als könnten alle hier einmal von den Verordnungen und Einschränkungen ein klein wenig durchatmen.
Haltung zeigen
Leider gab es auch ein einschneidendes Erlebnis, das alle Aktivist_innen vor Ort zutiefst schockierte. Eine Gruppe ca. 15-jähriger Jugendliche schien besonders begeistert von unseren bunten Fahnen und hat sich gleich mehrere geholt. Wir haben dann später gesehen, wie sie versucht haben diese zu verbrennen. Natürlich sind wir sofort eingeschritten und haben den Dialog gesucht, aber ein zivilisiertes Gespräch war leider nicht möglich. Ich möchte hier nicht ausbreiten mit welchen Worten genau mir die Jugendlichen entgegengetreten sind — aber so viel will ich sagen: Es war tiefster und überzeugter Hass zu hören und zu spüren.
Dieser Vorfall trübte nicht nur die Stimmung, sondern zeigt, dass Diskriminierung und Intoleranz für die LGBTIQ*-Community nach wie vor zum Alltag gehören. Dass alleine die Farben des Regenbogens, die eigentlich für Vielfalt, Friede und Toleranz stehen, so viel Hass erzeugen können zeigt, wie groß der Handlungsbedarf in dieser Sache ist. Ich habe also einen Entschluss gefasst, nämlich dass eine meiner ersten Handlungen als Bezirksrat sein wird, mich für mehr Toleranz und Gemeinschaft im Bezirk einzusetzen.
Anträge in der Bezirksvertretung
Am 16.12.2020 habe wir also als Bezirks-Klub zwei Anträge eingebracht, um mittels Sichtbarkeit ein deutliches Zeichen für Zusammenhalt und Vielfalt zu setzen. Der erste Antrag betrifft die Errichtung eines Regenbogenschutzweges. Wir haben in der Sitzung den Antrag zurückgezogen, weil Bezirksvorsteher Georg Papai uns berichten konnte, dass die betreffenden Stellen der Stadt bereits seit November daran arbeiten — der Ball ist also zu meiner großen Freude ohnehin schon im Rollen gewesen. Der zweite Antrag betrifft das Lackieren einer Bank in einem stark frequentiertem Erholungsgebiet in den Farben des Regenbogens. Am liebsten wäre mir persönlich ja eine Bank bei der alten Donau, zum Beispiel an der Lagerwiese beim Romaplatz. Die Begründung im Antragstext liest sich wie folgt:
Der Regebogen ist das Symbol für Vielfalt, Buntheit, Toleranz, Gemeinschaft und Frieden – all das sind Grundwerte für die Floridsdorf als Bezirk mit seiner vielfältigen Bevölkerung steht. Die Anliegen der der LGBTIQ-Community sind aktueller denn je. Diskriminierungsschutz, Akzeptanz und Gleichberechtigung sind nach wie vor keine Selbstverständlichkeit. Damit diese Ziele erreicht werden, braucht es neben Anlaufstellen, Hilfsangeboten und Aufklärungsarbeit auch die Sichtbarkeit der Community in der Öffentlichkeit, denn Sichtbarkeit schafft Bewusstsein.
Die an der Regenbogenbank angebrachte Plakette erklärt die Beweggründe der Aktion. Textvorschlag: „Errichtet von der Stadt Wien. Die Regenbogenbank setzt ein Zeichen gegen Diskriminierung und für Akzeptanz & Gleichberechtigung der LGBTIQ-Community“.
Der Antrag ist der Sozial- und Zivilschutzkommision zugewiesen und auch behandelt worden und wird in einer der kommenden Bezirksvertretungssitzungen zur Abstimmung gelangen. Ich werde auf jeden Fall den Prozess weiter verfolgen und hoffe sehr, dass wir schon bald im Bezirk auch eine Regenbogenbank als sichtbares Zeichen für Toleranz, Akzeptanz und Frieden haben werden.
Übrigens, in der Sitzung der Bezirksvertretung vom 16.12.2020 wurde nur ein einziger Antrag nicht einstimmig der entsprechenden Kommission zur Beratung zugewiesen. Es war unser Antrag für die Regenbogenbank, gegen die Stimmen vom Team HC Strache. Ein weiterer deutlicher Beweis, dass es genau diese Art von Sichtbarkeit und Aktion wirklich braucht!